Das neue Buch aus dem Gestalten Verlag „Cause and Effect: Visualizing Sustainability“ zeigt viele Beispiele aus dem Bereich der nachhaltigen Kommunikation von heute und bezieht sich auf die Frage, wie Kommunikationsmaßnahmen unser Verhalten gegenüber der Umwelt positiv beeinflussen können.

Cause and Effect zeigt Arbeiten aus aller Welt. Schnell ist zu erkennen, dass die visuelle Sprache dieser speziellen Form der Kommunikation – wie in vielen anderen Bereichen auch – international sehr homogen ist. Das Spektrum reicht dabei von Kampagnen, Plakaten, Broschüren und digitalen Medien bis hin zu Guerilla-Marketing von Organisationen, nachhaltigen Unternehmen und greenwashenden Konzernen.

Das Buch zeigt ziemlich deutlich: nachhaltige Kommunikation und deren Gestaltung hat sich stark verändert. Man sieht nicht mehr nur die stereotypen Bilder. Die Range der Darstellungsformen ist zeitgemäßer und facettenreicher geworden. Illustrationen sind allerdings weiterhin die am weitesten verbreitete Gestaltungsform und Grün ist die Farbe, die doch in den meisten Fällen mit dazu gehört.

Besonders hat sich in vielen Fällen aber auch die Tonalität der Ansprache geändert. Die klassischen „Angstbilder“ vom Weltuntergang kommen seltener zum Einsatz – nachhaltige Kommunikation ist viel positiver geworden. Möglichkeiten, nicht Probleme stehen im Vordergrund. Viele Projekte machen einfach Spaß und sprechen den Betrachter auf charmante, intelligente und unterhaltsame Weise an, anstatt ihn nur mit schockierenden Fakten und und negativen Szenarien zu bombardieren. Dies ist aus meiner Sicht auch auf Dauer der erfolgreichere und zielführendere Weg.


Von Studio Jeremyville aus Cause and Effect, copyright Gestalten 2012


Von Landor Associates aus Cause and Effect, copyright Gestalten 2012

Leider fällt aber auch auf, dass die Form der Darstellungen etwas an Einzigartigkeit verloren hat. Die nachhaltige Gestaltung von heute bedient sich im Endeffekt an allen Gestaltungsmitteln, die gerade so angesagt sind. Die Range reicht dabei von sehr nüchtern bis sehr spielerisch. Das hat den psotiven Effekt, dass die Visualität von Nachhaltigkeit weitesgehend ihren „Alienstatus“ verloren hat und mehr zum Bestandteil unseres Hier und Jetzt und damit „normal“ geworden ist. Diese Entwicklung halte ich Alles in Allem für einen Schritt in die richtige Richtung. Obwohl mittlerweile unzählig viele Unternehmen „nachhaltig“ kommunizieren und man oft gar nicht mehr weiß, was eigentlich dahinter steckt und so langsam ein gewisser Sättigungseffekt eintritt, bin ich sehr gespannt wie sich in Zukunft die Gestaltung von Nachhaltigkeit weiter entwickelt.

Was ich den Herausgebern von Cause and Effect zu Gute halten muss: es ist sicher nicht einfach ein gutes Buch zu diesem Thema herauszubringen, das allen Ansprüchen gerecht wird. Alles in Allem ist dies dem Gestalten-Verlag auch gut gelungen. Die abgedruckten Projekte sind sehr vielfältig. Die wenigen allgemeinen, englischen Texte im Buch sind sehr interessant und auf jeden Fall lesenswert. Neben allgemeinen Infos zu den Herausforderungen und Hürden nachhaltigen Designs, erhält man auch viele weiterführende Literaturhinweise zum Thema. Die Projektbeschreibungen sind ausnahmsweise sehr informativ und geben wichtige Hintergrundinfos zu den dargestellten Arbeiten.


Von fuseproject aus Cause and Effect, copyright Gestalten 2012

Sehr gut finde ich auch das Vorwort von Stephan Bohle, Gründer und Geschäftsführer von futurestrategy. Darin schreibt er über die besondere Bedeutung der Gestaltung und der Gestalter für die Erreichung von nachhaltigen Zielen und für die notwendige Verhaltensänderungen in der Bevölkerung.

Und auch wenn meiner Meinung nach der Fokus des Buches ezwas zu sehr auf Style liegt und die inhaltliche Ebene leider zu kurz kommt, sollte man sich nicht scheuen 39,90 € für dieses 240-seitige Buch zu investieren.

Herausgeber: R. Klanten, S. Ehmann, S. Bohle

Weitere Infos und Bestellen:
shop.gestalten.com

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