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Name: Hendrik Haase
Titel der Arbeit: STADT LAND WURST – Eine Reise in die kulinarische Kommunikation
Hochschule: Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein
Jahr: 2009
Betreuender Professor: Prof. Prof. Rainer Schönhammer, Prof. Stefanie Lieb
eMail:mail@wurstsack.com
Website:
www.wurstsack.com
Blog:
wurstsack.blogspot.com
Wer bist du und was machst du gerade?
Ich bin Hendrik Haase und 1984 in Otterndorf an der Nordseeküste geboren. Seit 2004 studiere ich Kommunikationsdesign an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle. Momentan arbeite ich am zweiten Teil meines Diploms, in dem ich vom Aussterben bedrohte regionale Spezialitäten portraitiere. Nebenbei arbeite ich freiberuflich für verschiedene Kunden aus den Bereichen Kultur, Soziales, Kulinaristik und Nachhaltigkeit.
Um was geht es in deiner Arbeit?
Was muss ich über mein Essen wissen um es wertzuschätzen? Welche Chance haben handwerkliche und regional hergestellte Lebensmittel gegenüber ihren industriellen Konkurrenten? Was heißt kulinarische Kommunikations heute?
STADT LAND WURST ist der theoretische Teil meiner Diplomarbeit und das Tagebuch einer Wissensreise deren Ziel es war Antworten auf diese Fragen zu finden. Dabei war ich unterwegs auf Wochenmärkten, habe Landwirte und Produzenten besucht und mich auf Messen, in Bio-Fast-Food Restaurants und Maggi-Kochstudios herumgetrieben.
Was ist das Besondere an diesem Projekt?
Die Arbeit versucht in kleinen Etappen das Große im Kleinen zu ergründen. Den Text illustrieren Fotos und Info-Grafiken. Ansonsten hält sich die Arbeit gestalterisch eher zurück.
Gedruckt hat die Arbeit ein Cover hinter dessen Hochglanz-Schutzumschlag aus Einkaufswagen ein Bauernhof verborgen liegt. Produziert ist STADT LAND WURST auf FSC-gesiegeltem Naturpapier im Digitaldruck, zunächst in einer sehr kleinen Auflage. Ein extra für das Buch angefertigter Jutebeutel dient als Hülle und Tragetasche.
Stadt Land Wurst kann von jedem online in meinem Blog ( http://wurstsack.blogspot.com/2009/07/stadt-land-wurst_13.html ) gelesen werden.
Warum hast du dich gerade mit diesem Thema beschäftigt und was möchtest du mit deiner Arbeit erreichen?
Genuß- und Ernährungskultur haben mich schon immer fasziniert und begleitet. Doch für diese Arbeit habe ich beschlossen meine Lebensmittel einmal in ihrer Ganzheitlichkeit wahrzunehmen. Außerdem wollte ich wissen wie groß der Verfall der Ernährungskultur wirklich ist und was hinter den Begriffen Bio, Regional oder Lebensmittelindustrie steckt.
Die Erkenntnisse aus dem Projekt waren auf der einen Seite erschreckend auf der anderen Hoffnung machend, denn es scheint eine große Zahl an Menschen zu geben, die dem Thema wieder mehr Aufmerksamkeit widmen.
Wenn es mir um etwas bei der Arbeit geht, dann um das Wecken von Begeisterung für das Thema und die Sensibilisierung anderer für die Dimensionen unserer Lebensmittel.
Welchen Stellenwert hat aus deiner Sicht ein Designer? Welchen Bezug zu Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung siehst du dabei?
Designer sind in allen Bereichen der Nachhaltigkeit mehr den je von Nöten. Sie sind wichtig um das vorhandene Wissen zu transportieren, Zusammenhänge zu kommunizieren und mit ihrer Art zu Denken Lösungen für Probleme in diesem Bereich zu finden.
Ich denke Designer sollten sich nicht nur als Dekorateure dieser Welt verstehen, sondern als kreative Berater und Denker, die mit Verantwortungsbewusstsein andere, auch ungewöhnliche, manchmal abwegige Wege gehen. Wir sollten weiterhin begreifen, dass wir eine Verantwortung dafür haben was unsere Arbeiten bewirken und welche Auswirkungen sie haben:
Für diejenigen, für die wir sie gestalten, für die Gesellschaft und die Umwelt.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit / soziale Verantwortung in deinem Leben?
Diese Dinge sehe ich mehr als Selbstverständlichkeiten an, als etwas dem man eine bestimmte Rolle im Leben zuweisen könnte. Ich sehe es als Teil meiner Verantwortung an meine Möglichkeiten und Talente, wo immer es geht, dafür einzusetzen.
Bei den Themen Essen und Ernährung fällt für mich derzeit viel zusammen. Die Themen vereinen viele Aspekte der Nachhaltigkeit. Außerdem erfordert Ernährung jeden Tag neue Entscheidungen von mir, die nicht nur Auswirkung auf die Umwelt und die Gesellschaft haben, sondern auch direkt auf mich.
Die Folgen dieser Entscheidungen sind sofort zu erfahren bzw. zu schmecken.
Wie geht’s weiter? Gibt es schon neue Projekte?
Da es viele Anfragen für die gedruckte Variante gibt, befinde ich mich zur Zeit auf der Suche nach einem Verlag, der das Buch verlegen kann.
Nachdem der zweiten Teil des Diploms abgeschlossen ist werde ich schauen welche anderen Baustellen ich in Angriff nehme. Es gibt noch viel zu tun!
Das Youth Food Movement, in dem ich aktiv bin wächst weiter und gerade finde ich Aktionen im öffentlichen Raum als Mittel der Aufmerksamkeit für nachhaltige Themen sehr spannend. (z. B. Eat-in Stuttgart http://eat-ins.org/eat-ins/march-31-2009-stuttgart.html und Eat-in Halle http://wurstsack.blogspot.com/2009/10/1-eat-in-in-halle-auf-dem-marktplatz.html )
Außerdem freut es mich, dass immer mehr Kunden im Bereich der Nachhaltigkeit begreifen, dass sie durchdachtes Design und gute Kommunikationsstrategien brauchen um die Sache weiter voranzutreiben und erfolgreich zu sein.