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Name: Carina Hinze
Titel der Arbeit: „Die Zerreißprobe“
Hochschule: Fachhochschule Potsdam
Jahr: 2006
Betreuender Professor: Prof. Jutta Simson // Prof. Betina Müller
Wer bist du und was machst du gerade?
Ich bin Grafikdesignerin und arbeite seit 2006 in einer londoner Designagentur.
Um was geht es in deiner Arbeit?
Mittlerweile haben wir in Deutschland einen Pro-Kopf-Verbrauch von circa 250 kg Papier jährlich – fast die Hälfte davon machen grafische Papiere aus. Daran sind GestalterInnen, die Druckmedien konzipieren und realisieren, natürlich nicht unbeteiligt. Sie sind sich bei der Projekt- und Realisierungsphase eines Druckmediums oftmals nicht über die Folgen für die Umwelt und deren ökologisches Gleichgewicht bewusst. In Ermangelung besseren Wissens werden leider häufig Aspekte der Wiederverwendbarkeit wertvoller Ressourcen außer Acht gelassen. Dies fängt meist bei der Wahl des Papiers an. Doch sind Faktoren wie z.B. Format, Druckfarben, Druckereien oder Veredelungsmöglichkeiten ebenso ausschlaggebend.
Im Rahmen meines Diploms habe ich unter dem Titel »Die Zerreißprobe« einen 130 Seiten starken Printguide entwickelt, der Wissen und Fakten zu dieser Thematik erstmals bündelt. In einem handlichen A5 Format werden Zusammenhänge erklärt und themenspezifische Begriffe eingeführt, um DesignerInnen und ihren Kunden in Zukunft ein sicheres ökologisches Arbeiten zu ermöglichen.
Was ist das Besondere an diesem Projekt?
DesignerInnen können mit Hilfe des Printguides eine Vielzahl an kleinen und größeren Entscheidungen treffen, um ihre Druckmedien umweltbewusst zu konzipieren.
Der Printguide zwingt dabei keine Doktrin auf, sondern schärft bei Leser und Nutzer das Bewusstsein für ökologisch nachhaltiges Design.
Anhand eines gängigen Projektablaufs werden in der »Zerreißprobe« mit Hilfe eines teuflischen Dreizack- und eines Engel-Icon einzelne Themen für den Leser ökologisch abgewogen. Leider befinden sich jedoch beide Icons oft in trauter Zweisamkeit. Daher auch der Titel, die „Zerreißprobe“
Die Gestaltung entspricht so gar nicht den bestehenden Öko-Klischees. Der beste Beweis, dass »Öko« eben nicht gleich wie »Öko« aussehen muss.
Warum hast du dich gerade mit diesem Thema beschäftigt und was möchtest du mit deiner Arbeit erreichen?
In erster Linie wollte ich Aufklärung für mich und andere DesignerInnen schaffen.
Denn nur durch Aufklärung, kann Veränderung geschaffen werden. Und Veränderung ist bei unserer momentanen weltweiten Klimapolitik bzw. unserem Umweltbewußtsein dringend erforderlich.
Welchen Stellenwert hat aus deiner Sicht ein Designer? Welchen Bezug zu Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung siehst du dabei?
Auch wenn die öffentliche Diskussion zu umweltspezifischen Fragen und Problemen weiter an Fahrt gewinnt, und davon auszugehen ist, dass sie sich auf lange Sicht wieder abkühlt, bleibt zu hoffen, dass DesignerInnen und alle am Druckprozess beteiligten Industriezweige sich ihrer Verantwortung bewusst werden und ein reger Dialog entfacht wird.
Natürlich spielen in heutiger Zeit begrenzte Budgets eine oftmals große Rolle, doch kann dies auch zu einem weiteren Level an Kreativität anregen.
Grundsätzlich denke ich, dass jeder Industriezweig oder gar jeder Privathaushalt sich in heutiger Zeit dieser sozialen Verantwortung keinesfalls entziehen sollte, DesignerInnen einbegriffen.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit / soziale Verantwortung in deinem Leben?
In einem Land wie Großbritannien ist das eine interessante Frage. Zwar gibt es hier zahlreiche und äußerst kreative Werbekampagnen zum Thema Umwelt, doch sind die gegebenen Vorraussetzungen eher frustrierend: Dies fängt bei mangelhaften Hausisolierungen an und hört bei seltsamen Recyclingoptionen auf … Somit is der persönliche Wille groß, jedoch die gegebenen Möglichkeiten eher beschränkt.
In meinem Arbeitsumfeld hat sich über die letzten drei Jahre eine zunehmendendes Umweltbewußtsein entwickelt: Kunden haben strengere Umweltauflagen, die sie bei der Herstellung ihrer Printmedien einhalten müssen, Druckereien sind gute Ratgeber bei der Papierwahl und effizienten Produktionsabläufen. Und die Verlinkung zwischen digitalen und gedruckten Medien spielt nicht nur bei inhaltlichen Fragen, sondern auch bei producktionstechnischen eine größerwerdende Rolle.
Wie geht’s weiter? Gibt es schon neue Projekte?
Momentan leider nein. Zuviele Überstunden…
Schade dass es dein Buch nicht im Buchhandel gibt … ich finde es sollte als Standardwerk bei jedem Designer im Bücherregal stehen. Danke für das Interview und schöne Grüße nach London.
Felix
Dear Carina,
I really hope that you’ll find ways to make your work accessible to everybody. Did you already think of on demand publishing companies? Or selling it as a PDF? Please let us know when you found a way to make your work accessible. Thanks.
Nov. 10, 2010 @ 22:16